Regelschmerzen

Regelschmerzen

Regelschmerzen, welche Frau kennt das nicht? Je nach Studie berichten 20 bis 90 % der Frauen, an Regelschmerzen zu leiden oder gelitten zu haben. Die Intensität der Schmerzen kann dabei sehr unterschiedlich sein. Manche Frauen verspüren nur ein leichtes Ziehen und etwas Müdigkeit, andere wiederum haben tagelang starke Krämpfe und andere Beschwerden wie Kopfschmerzen. Der medizinische Fachausdruck für Menstruationsbeschwerden ist „Dysmenorrhoe“.

10 bis 15 % der Frauen leiden teilweise unter solch starken Regelschmerzen, dass sie sogar einen oder mehrere Tage pro Monat arbeitsunfähig sind. Kein schöner Zustand!

Wenn du also unter Regelschmerzen leidest - du bist damit nicht allein!

In vielen Fällen lassen zumindest die starken Menstruationsbeschwerden einige Jahre nach der ersten Regelblutung nach, wenn sich der ganze Zyklus eingependelt hat. Dennoch leiden viele Frauen weiterhin jeden Monat unter krampfhaften Unterleibsschmerzen.  

Aber was sind eigentlich die genauen Ursachen für Regelschmerzen, welche Beschwerden können neben Unterleibsschmerzen noch auftreten und was hilft dagegen wirklich? Wir verraten dir die besten Tipps!

1. Ursachen für Regelschmerzen

Bei Regelschmerzen wird aus medizinischer Sicht zwischen solchen unterschieden, die auf Kontraktionen der Gebärmutter zurückzuführen sind (primäre Regelschmerzen) und aufgrund der normalen, physiologischen Vorgänge des Menstruationszyklus entstehen und Schmerzen, die eine andere, zusätzliche Ursache haben, z.B. gutartige Geschwulste der Gebärmutter (Myome). Diese werden sekundäre Regelschmerzen genannt.
Bei der Schmerzentstehung und Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut spielen die Gewebshormone Prostaglandine eine wichtige Rolle.

Der Menstruationszyklus

1.1 Der Menstruationszyklus

Die Menstruationsblutung markiert Tag 1 des Menstruationszyklus. Nach dem Ende der Blutung nimmt die Schleimhautdicke der Gebärmutter etwa ab dem 7. Zyklustag wieder zu. Sie wird nach und nach aufgebaut, neue Drüsen bilden sich und Gefäße wachsen ein, um eine mögliche befruchtete Eizelle gut aufnehmen und versorgen zu können. Tritt keine Schwangerschaft ein, wird die aufgebaute Schleimhaut nicht benötigt und am Zyklusende vom Körper abgestoßen - Es kommt zur Periodenblutung.

Falls du dein Wissen zum komplexen weiblichen Zyklus einfach auffrischen möchtest, lies doch gerne unseren Artikel Menstruationszyklus.

Dort kannst du alles Wichtige zu den einzelnen Zyklusphasen lesen und welche Hormone das Ganze steuern.

1.2 Prostaglandine führen zur Schmerzentstehung

Sie sind Gewebshormone, die maßgeblich an der Entstehung von Schmerzen, Entzündungsprozessen und auch der Entstehung von Fieber beteiligt sind. Sie werden direkt in dem Gewebe, in dem sie wirken, oder in unmittelbarer Nähe, gebildet.
In diesem Fall im Endometrium (Schleimhaut) und im Myometrium, der Muskelschicht der Gebärmutter.

Ein bestimmtes Gewebshormon, nämlich Prostaglandin F2 Alpha, wird durch den sinkenden Östrogen- und Progesteronspiegel kurz vor der Periode vermehrt produziert. Das führt dazu, dass sich die Gefäße in der Schleimhaut so stark verengen, dass sie das Gewebe nicht mehr durchbluten können und dieses eingeht.

Gleichzeitig fördert es Muskelkontraktionen in der Muskelschicht der Gebärmutter, sodass die nicht mehr durchblutete Schleimhaut abgestoßen wird. An dem Vorgang sind auch noch weitere Hormone beteiligt, z.B. Leukotriene und Vasopressin.

Das geschieht schon einige Tage vor dem Eintreten der Regelblutung und kann sich schon vorab als Regelschmerzen bemerkbar machen. Ist dies der Fall, weißt du, dass dein Körper schon die Monatsblutung einleitet. Oft laufen diese Vorgänge aber relativ unbemerkt ab.

1.3 Primäre Regelschmerzen

Treten oft schon mit der ersten Menstruation, der Menarche, auf und ähneln sich jeden Monat in der Symptomatik. Sie sind bei jungen Frauen unter 20 Jahren oft stärker und nehmen mit zunehmendem Alter ab.

2. Es gibt einige Faktoren, die primäre Regelschmerzen begünstigen können:

  • Frühe Menarche (Auftreten der ersten Periode)
  • starke Regelblutung
  • wenn bisher kein Kind geboren wurde (Nullipara)
  • Rauchen
  • Diäten zur Gewichtsreduktion im Alter von 14 bis 20 Jahren, unabhängig vom Körpergewicht
  • Psychosoziale Faktoren, Umbrüche im sozialen Umfeld
  • Depressions- und Angsterkrankungen

2.1 Sekundäre Regelschmerzen

Zu sekundären Regelschmerzen (sekundäre Dysmenorrhoe) kommt es auf Grund von Erkrankungen, die teilweise starke Regelschmerzen auslösen können. Endometriose ist bei jungen Frauen die häufigste Ursache. Weitere Ursachen können sein:

  • Die Spirale (Verhütungsmittel)
  • Myom (gutartige Geschwulst in der Muskelschicht der Gebärmutter)
  • Fehlbildung von Uterus und Vagina, die zu Abflussbehinderungen führen
  • Verlegung des Gebärmutterhalses durch Operationen (z.B. Konisation), Karzinomen, Strahlentherapie
  • Entzündungen im Beckenbereich (z.B. Entzündung des Eileiters)

2.1.1 Endometriose

Bei der Erkrankung Endometriose handelt es sich um Zellen der Gebärmutterschleimhaut, die außerhalb der Gebärmutter vorkommen. Endometriose ist gutartig, kann aber zu starken Unterleibsschmerzen und Unfruchtbarkeit führen und ist oft mit einem hohen Leidensdruck verbunden. Bei unerfülltem Kinderwunsch liegt die Häufigkeit bei 35- 50 %.
Endometrioseherde finden sich oft an den Eierstöcken, der Harnblase und dem Darm.

Die Symptome bei Endometriose sind:

  • Schmerzen im Unterleib während der Periode, oder auch außerhalb der Menstruation
  • Wasserlassen und Stuhlgang können schmerzhaft sein
  • Es können Schmerzen beim Sex auftreten
  • Unerfüllter Kinderwunsch bei Endometriose an den Eierstöcken

Die genauen Ursachen von Endometriose sind noch nicht geklärt. Eine Theorie ist, dass das Menstruationsblut zum Teil „rückwärts“ über die Eileiter in die Bauchhöhle fließt und die enthaltenen Schleimhautzellen dort Beschwerden an anderen Organen verursachen.
Endometriose kann aber nur durch eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) sicher festgestellt werden. Dagegen wird oft die Antibaby-Pille verordnet, operative Möglichkeiten gibt es auch. Einige Frauen erzielen auch Verbesserungen durch eine Ernährungsumstellung und Entspannungstechniken.

3. Symptome bei Regelschmerzen

In vielen Fällen lassen zumindest die starken Menstruationsbeschwerden einige Jahre nach der ersten Regelblutung nach, wenn sich der ganze Zyklus eingependelt hat. Dennoch leiden viele Frauen weiterhin jeden Monat unter krampfhaften Unterleibsschmerzen.  

Die Schmerzen können einige Tage vor Beginn der Regelblutung oder mit der Blutung auftreten, und sind meistens einen Tag nach Blutungsbeginn auf dem Höhepunkt. Nach zwei bis 3 Tagen verschwinden sie meistens spätestens. Oft ist der erste Tag derjenige mit den stärksten Beschwerden, welche sich dann in den folgenden Tagen bessern.

Der Schmerzcharakter kann krampfartig, stechend, oder dumpf sein. Die Schmerzen treten oft seitlich am Unterbauch auf und können in den Rücken ausstrahlen. Der ganze Bereich kann druckempfindlich sein und sich wund anfühlen.

Wasserlassen und Stuhlgang können schmerzhaft sein und der Harn- und Stuhldrang erhöht sein.
Viele Frauen berichten auch von Übelkeit und Verdauungsbeschwerden, die während der Regelblutung auftreten. Der Stuhlgang kann deutlich weicher, breiig sein, oder sogar Durchfall auftreten. Verstopfung ist aber auch ein mögliches Symptom.
Eventuell werden jetzt bestimmte Lebensmittel nicht so gut vertragen, oft sind das blähende Lebensmittel wie Hülsenfrüchte oder Kohl. Der ganze Magen-Darm-Trakt kann ein paar Tage lang empfindlich sein. Auch der Appetit selbst ist möglicherweise verändert. Kennst du das: Du hast einfach keinen Hunger? Oder vermehrt Appetit auf Süßes? Das kann Lust auf ein Marmeladenbrot sein, obwohl du sonst am liebsten herzhaft frühstückst, oder natürlich der berühmte Heißhunger auf Schokolade.

Am besten hörst du während dieser Zeit auch auf deinen Bauch und nicht nur auf einen festen Ernährungsplan. Gegen ein Stück dunkle Schokolade ist nichts einzuwenden. Weitere geeignete Lebensmittel zur Behandlung von Menstruationsbeschwerden kannst du weiter unten nachlesen.

Während der Menstruation kann auch das allgemeine Energielevel herabgesetzt sein und du fühlst dich schlapp, erschöpft, müde und lustlos. Viele Frauen bemerken auch Kopfschmerzen und Schmerzen im unteren Rücken.

Möglicherweise leidet auch die Stimmung darunter - kein Wunder, oder?

4. Behandlung

Das Gute ist, es gibt eine ganze Menge Behandlungsmöglichkeiten in Eigenregie!

Zunächst einmal ist es wichtig, dass du deine Beschwerden ernst nimmst - es ist okay, während dieser besonderen Zeit im Zyklus nicht 100 % leistungsfähig zu sein und stattdessen auch mal innezuhalten und wahrzunehmen, was da ist.

4.1 Wärme

Ein gutes Hausmittel, welches Schmerzen lindert, ist Wärme. Das kann eine Wärmflasche oder ein Körnerkissen für den Unterbauch oder den unteren Rücken sein. Auch eine sanfte Massage mit einem ätherischen Öl oder das Einreiben der Haut des Unterleibes mit einer Periodencreme kann Schmerzen lindern.

Unsere Empfehlung: Warming Period Cream

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4.2 Bewegung

Vielen betroffenen Frauen hilft es auch, sich zu bewegen. Damit ist aber nicht unbedingt die große Joggingrunde durch den Park gemeint, sondern eher ein achtsamer, langsamer Spaziergang für den Kreislauf oder sanftes Yoga. Die Yoga-Positionen (Asanas) sorgen für Entspannung und eine gute Durchblutung. Es gibt viele gute Übungen, die sich auch für die Zeit der Menstruation eignen. Wenn du dich fit genug fühlst, kannst du natürlich auch Sport treiben.

Wer sich regelmäßig bewegt (z.B. auch Yoga praktiziert und, wenig Zucker, Alkohol, Nikotin und Koffein konsumiert, hat auch weniger Probleme mit dem prämenstruellen Syndrom, sagen Frauenärzt:innen.

4.3 Sex

Sex kann ein gutes Mittel gegen Menstruationsbeschwerden sein und es spricht auch nichts gegen Sex während der Regel, wenn sich beide dabei wohlfühlen. Es gibt auch Menstruationsschwämme aus Schaumstoff oder tierischen Ursprungs (nicht vegan!), die beim Sex getragen werden können. Diese sind beim Sex normalerweise nicht zu spüren.
Um sich vor sexuell übertragbaren Krankheiten zu schützen, kann ein Kondom sinnvoll sein.

Ein Orgasmus sorgt für die Freisetzung von Endorphinen und durch Gebärmutterkontraktionen eventuell im Nachgang für eine stärkere Blutung, allerdings mit kürzerer Periodendauer, da die Schleimhaut schneller abgestoßen wurde. 

4.4 Tee

Oder wie wäre es mit einer gemütlichen Pause mit einer Tasse Tee und einem guten Buch? Frauenmantel, Mönchspfeffer, Schafgarbe, Rotklee, Brennnessel und Oregano helfen.
Einige davon kannst du eventuell bei einem Spaziergang sammeln und für den nächsten Zyklus trocknen? Frauenmantel, Schafgarbe und Rotklee sind einfach zu erkennen und wachsen oft in Gärten oder auf Wiesen.

4.5 Ernährung

Eisen: Während deiner Regelblutung verlierst du etwa zwischen 5 und 40 mg Eisen pro Zyklus. Frauen im gebärfähigen Alter sind somit gefährdeter, eine Eisenmangelanämie (Blutarmut) zu entwickeln.
Eisenreiche Nahrungsmittel wie z.B. Vollkornprodukte, Hirse, Haferflocken, Sojaprodukte, Linsen, Kichererbsen, Datteln, Rote Bete, Nüsse und Saaten sollten also regelmäßig auf deinem Speiseplan stehen, nicht nur während der Regel.
Eisen aus pflanzlichen Quellen wird nicht so gut aufgenommen wie Fleisch, ist aber insgesamt gesünder. Du kannst die Resorption durch Lebensmittel, die Vitamin C enthalten, verbessern. Darunter fallen z.B. viele Kräuter, Brennnessel, rote Paprika, Zitrusfrüchte, Sanddorn, Acerola, Kartoffeln, Brokkoli und fermentierte Lebensmittel.

Unser Tipp:

Brennnesselsamen lassen sich leicht von wildwachsenden Brennnesseln sammeln und enthalten zusätzlich auch Eisen!

Magnesium: hilft gegen Krämpfe, indem es glatte Muskelzellen entspannt. Gute Quellen sind z.B. Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne, Sesam, Leinsamen, Cashewkerne, Kakao und Vollkornprodukte.

4.6 Schmerzmittel

Auch die Einnahme einer Schmerztablette hin und wieder ist in Ordnung. Werden die Schmerzen allerdings trotz Ibuprofen oder Paracetamol nicht besser, solltest du dich am besten mit (d)einer Frauenärztin oder deinem Frauenarzt besprechen. Ibuprofen und Paracetamol vermindern übrigens die Bildung der oben erwähnten Gewebshormone Prostaglandine und sind gut wirksame Schmerzmittel. Ibuprofen wirkt im entzündeten Gewebe und im Magen-Darm-Trakt, Paracetamol „zentral“ (im Rückenmark und Gehirn).

Paracetamol wirkt zusätzlich auf das Endocannabinoid-System und das Hormon Serotonin (bekannt als das „Glückshormon“).

Ibuprofen ist leider kein besonders magenfreundliches Medikament, sodass du die Tablette am besten nach dem Essen nimmst und vor allem insgesamt nicht zu viele Tabletten. Vielleicht reicht dir eine Tablette mit einer Dosierung von 200 bis 400 mg schon aus, oft ist ja vor allem der erste Tag der schlimmste.

Bei einigen Frauen mit Menstruationsbeschwerden wirkt Ibuprofen besser als Paracetamol, oder umgekehrt, hier hilft nur ausprobieren und die individuelle Verträglichkeit testen.

Beide Medikamente sind frei verkäuflich in Apotheken erhältlich.

5. Enttabuisierung der Menstruation - Sprich über deine Beschwerden

Teile deine Erfahrungen und informiere dein Umfeld, wenn es dir heute nicht so gut geht und du dich eventuell nicht so leistungsfähig fühlst. Du bist damit nicht allein und sich mitzuteilen kann dir dabei helfen, dich besser zu fühlen und Unterstützung zu erfahren. Vielleicht haben deine Freund:innen ja auch noch weitere gute Tipps?

Allzu oft ist das Thema Menstruation bzw. Regelschmerzen schambesetzt und viele Frauen trauen sich nicht, darüber zu sprechen, oder sich entsprechende Hilfe zu suchen. Das muss wirklich nicht sein! Zum Glück setzten sich viele feministische Gruppierungen erfolgreich zur Enttabuisierung der Monatsblutung ein.

Auch und gerade in sozialen Medien wird unter dem Hashtag #periodpositivity verstärkt für mehr Sichtbarkeit und Inklusion menstruierender Menschen aufmerksam gemacht.

Spanien ist übrigens als erstes europäisches Land dabei, einen bezahlten „Menstruationsurlaub“ einzuführen. Es handelt sich dabei um eine Krankmeldung mit Anspruch auf Lohnfortzahlung aufgrund von Menstruationsbeschwerden. Einige sehen darin einen Fortschritt der Gleichstellung, andere wiederum befürchten eine Stigmatisierung und Diskriminierung.
Zumindest führt es wohl dazu, dass das Thema Regelschmerzen mehr in die Öffentlichkeit rückt, was im besten Fall zu mehr Awareness und Achtsamkeit im Umgang mit menstruierenden Personen führen könnte.

6. Wann solltest du wegen Regelschmerzen in eine Arztpraxis?

Prinzipiell kannst du dich natürlich grundsätzlich wegen Regelschmerzen in einer Frauenarztpraxis beraten und gynäkologisch untersuchen lassen. Vor allem solltest du dir aber dort einen Termin geben lassen, wenn deine Regelschmerzen so stark sind, dass du deinem Alltag nicht nachgehen kannst und die oben genannten Tipps und Hausmittel nicht ausreichen. Eventuell steckt nämlich noch mehr hinter den Regelschmerzen (sekundäre Dysmenorrhoe). Zum Beispiel Endometriose.

Auch wenn Schmerzmittel keine wesentliche Besserung bringen, oder du regelmäßig viele Tabletten benötigst, solltest du abklären lassen, ob sekundäre Regelschmerzen dahinterstecken können. Das gilt auch für den Fall, dass sich die Schmerzen innerhalb der Zyklen verändert haben und du stärkere Schmerzen hast, als früher, stärker, oder auch unregelmäßiger blutest.

Frauenärzt:innen können dich körperlich untersuchen (außerhalb der Menstruation) und entsprechend beraten.