Neurodermitis - Was tun gegen das atopische Ekzem

Neurodermitis: Was tun gegen das atopische Ekzem?

Ist es nur eine extreme trockene Haut oder handelt es sich schon um eine Neurodermitis? Schuppige Hautentzündungen mit Juckreiz, Rötung und Krustenbildung sind typische Symptome der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung, die von Mediziner:innen auch als “Atopische Dermatitis” bezeichnet wird. Ansteckend sind die meistens in Schüben auftretenden Hautausschläge nicht, der Leidensdruck von Betroffenen hingegen kann enorm groß sein.

Hier erfährst du alles über die Hauterkrankung: Was genau eine Neurodermitis ist, welche Ursachen, Auslöser und Risikofaktoren dahinterstehen, wie eine Neurodermitis behandelt wird und was du selbst gegen die Ekzeme tun kannst – Stichwort Hautpflege –, wenn die Haut gerade wieder einmal verrücktspielt.

1. Was ist eine Neurodermitis und wie entsteht die Hautentzündung?

Bei einer Neurodermitis handelt es sich um eine nicht ansteckende, chronische-rezidivierende – also in Schüben wiederkehrende - Hautentzündung (Dermatitis) aus dem atopischen Formenkreis. Unter einer Atopie wiederum versteht man eine bestimmte allergische Erkrankung mit einer Überempfindlichkeit auf eigentlich harmlose, natürliche oder künstliche Stoffe. Unser Körper reagiert darauf mit einer gesteigerten allergischen (immunologischen) Reaktion – also mit einer gesteigerten IgE-Antikörper-Bildung im Blut.

Bei einer Neurodermitis besteht zudem eine mögliche genetische Disposition, also eine erblich bedingte Empfänglichkeit oder familiäre Neigung für die atopische Erkrankung. Wenn die Eltern unter einer Neurodermitis leiden, liegt die Wahrscheinlichkeit bei bis zu 80 Prozent, dass die Kinder ebenfalls die Erkrankung bekommen.

Die Wissenschaft kann die Ursache bzw. den genauen Weg der Entstehung noch nicht genau erklären. Es wird aber vermutet, dass mehrere Faktoren dazu beitragen, dass ein atopisches Ekzem entsteht. Eine Rolle spielt auch eine Unterfunktion der Talg- und Schweißdrüsen, die für eine IgE-vermittelten allergischen Reaktion sorgt. Das äußerst sich dann in Form eines ausgeprägten Juckreizes, der je nach Schweregrad die Lebensqualität von Betroffenen erheblich beeinträchtigen kann.

Interessant: Die Neurodermitis ist weltweit die häufigste chronische Hauterkrankung und in nördlichen Ländern der westlichen Industriestaaten besonders oft vertreten. Auch sind Städter:innen häufiger betroffen als Menschen, die auf dem Land leben. Die Wahrscheinlichkeit, dass man an einem atopischen Ekzem erkrankt liegt bei etwa 14,5 Prozent. Laut des Robert-Koch-Instituts (RKI) haben 14,3 Prozent der Kinder in Deutschland eine Neurodermitis. Geschlechtsspezifische Unterschiede gibt es nicht, aber der soziale Status zeigt ein häufigeres Auftreten bei Kindern, deren Hintergrund ein höherer sozialer Status ist.

1.1 Extrinsische und intrinsische Form der Neurodermitis

Dermatolog:innen unterscheiden zwei Formen der Neurodermitis: Es gibt die extrinsische und intrinsische Variante:

  • Extrinsische Form: Diese Variante des atopischen Ekzems ist die häufigere Form. Dabei sind die Antikörper vom Typ Immunglobulin E (IgE) im Blut stark erhöht. Schübe werden hier durch Allergene wie Pollen, Gräser, Hausstaub oder Nahrungsmittel ausgelöst.

  • Intrinsische Form: Die IgE-Antikörper im Blut liegen bei der intrinsischen Neurodermitis im Normalbereich. Allergene sind bei dieser Form nicht die Auslöser von Schüben - hier steht eine gestörte Hautschutzbarriere im Vordergrund. Aus der intrinsischen Neurodermitis kann sich auch eine extrinsische Form entwickeln, wenn durch die gestörte Hautbarriere eine Allergie entsteht.

2. Ursachen, Risikofaktoren und Auslöser einer Neurodermitis

Menschen mit einer Neurodermitis – auch als sogenannte Atopiker:innen bezeichnet – leiden häufig unter weiteren allergischen Erkrankungen, z. B. Heuschnupfen, Hausstauballergien oder unter einem allergischen Asthma. Mehrere Faktoren tragen scheinbar dazu bei, dass die entzündliche Hauterkrankung entsteht. Zu den vermuteten Ursachen, Risikofaktoren und Auslösern gehören:

  • Familiäre Neigung zu atopischen Erkrankungen
  • Immunologische Faktoren
  • Umweltfaktoren
  • Gestörte Hautschutzbarriere
  • Unterfunktion der Talg- und Schweißdrüsen
  • Nahrungsmittel mit künstlichen oder natürlichen Inhaltsstoffen (z. B. Salicylsäure, Benzoesäure, Aromastoffe, Farb- und Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker, Zitronensäure)
  • Temperatur-, Witterungs- und Wetterverhältnisse (z. B. Wintermonate, Heizungsluft)
  • Zigarettenrauch (z. B., wenn Kinder dem Qualm ausgesetzt sind oder Frauen während der Schwangerschaft rauchen)
  • Psychische Belastung (z. B. Stress, Probleme in der Partnerschaft, emotionale Ausnahmezustände wie Trauer, Burn-out-Syndrom können Schübe auslösen)
  • Allergene (z. B. Blütenpollen, Gräser, Nahrungsmittel, Hausstaubmilben, Tierhaare, Kuhmilch, Hühnereier, Nüsse, Sojabohnen)
  • Chemikalien, Desinfektionsmittel
  • Inhaltsstoffe in Pflege- und Kosmetikproduktion (z. B. Konservierungs- und Duftstoffe)

3. Symptome einer Neurodermitis

Eine Neurodermitis verläuft in Schüben. Es gibt schubfreie Phasen, in denen viele Betroffene trotzdem eine sehr trockene Haut haben, die zudem schuppig ist. Dann gibt es akute Phasen, in denen neben trockener Haut das atopische Ekzem entzündet ist. Die betroffenen Hautstellen sind dann stark gerötet und rufen einen mehr oder weniger starken Juckreiz hervor.

Im Allgemeinen ist die Haut im akuten Stadium der Neurodermitis stark gerötet und geschwollen (Ödeme). Charakteristisch ist eine Bläschenbildung mit nässenden Erosionen und Verkrustungen. Im subakuten Stadium verbleiben eine Hautrötung, Papeln, geringe Ödeme und einzelne Schuppen. Die chronische Neurodermitis-Phase ist gekennzeichnet durch eine geringe Entzündung, Rhagaden (Risse in der Haut) und Schuppung der Haut.

Zu den Leitsymptomen der Hauterkrankung gehören:

  • Ekzeme mit Rötungen, Schuppen, Bläschen, Schwellungen und Verkrustungen
  • Ausgeprägter Juckreiz mit Kratzspuren
  • Sehr trockene Haut
  • Charakteristische “Atopie”-Falten am unteren Augenlid
  • Krankheitsschübe durch individuelle Auslöser, z. B. Stress, Wetter, Nahrung

Der Juckreiz kann – je nachdem, wie stark ausgeprägt er ist – sehr quälend sein und einen Teufelskreis entstehen lassen: Aufgrund der stark juckenden Hautstellen ist oft auch die Nachtruhe gestört, was mit der Zeit sowohl die Schlafqualität als auch die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit in Mitleidenschaft ziehen kann. Man ist nur noch müde und reizbar, was sich auch auf das Privatleben auswirken kann. Manchmal können die Symptome im Gesicht auch so ausgeprägt sein, sodass sich Betroffene aus ihrem Sozialleben zurückziehen und isolieren. Das alles wiederum belastet auch die Psyche, die dann wiederum Schübe auslösen oder die Hautbeschwerden verschlimmern kann.

3.1 Lokalisation der Symptome nach Lebensabschnitt

Die Symptome des atopischen Ekzems sind je nach Lebensphasen an unterschiedlichen Stellen lokalisiert und können je nach Ausprägung unterschiedlich aussehen.

  • Säuglinge: Rötungen an den Wangen und auf der Stirn, die sich auf mit der Zeit auf die behaarte Kopfhaut und dann im Gesicht, am Rumpf und an den Streckseiten der Extremitäten ausbreiten. Es besteht ein starker Juckreiz, der zum Kratzen animiert. Die Hautstellen sind entzündet, nässen und sind schuppig mit gelblichen Krusten (Milchschorf).

  • Kindesalter: Eine reduzierte Talgbildung der Haut steht hier im Vordergrund. Die Haut ist sehr trocken und jucken. Es zeigen sich entzündliche Rötungen, Kratzspuren, Verkrustungen und charakteristische Vergröberungen der Haut an Gelenkbeugen (Ellenbogen, Handgelenke, Kniekehlen). Im Kindesalter können auch der Nacken, das Gesicht und die Augenlider betroffen sein.

  • Jugendliche und Erwachsene: Typisch für die Hautveränderungen bei Jugendlichen und im Erwachsenenalter sind die meist symmetrisch angeordneten Ausschläge - insbesondere an Stirn, Ohrläppchen, Augen und Mund. Aber auch der Hals und Nacken, die Brust und Gelenkbeugen sowie die Handrücken können von den roten, juckenden Ekzemen betroffen sein. Ein besonderes Merkmal sind die doppelten Unterlidfalten an den Augen (Atopiefalten).

3.2 Krankheitsverlauf des atopischen Ekzems

Eine Neurodermitis zeigt einen chronischen Verlauf und ist nach wie vor nicht heilbar. Charakteristisch für das Krankheitsbild sind die wiederkehrenden Krankheitsschübe, die sich immer wieder mit symptomfreien Phasen abwechseln. Die gute Nachricht: Mit voranschreitendem Alter können die Symptome der Neurodermitis nachlassen. Warum das so ist, konnte bisher allerdings nicht geklärt werden. Eine empfindliche und trockene Haut bleibt bei Patienten jedoch bestehen - unabhängig vom Lebensalter.

3.3 Komplikationen der Neurodermitis: Superinfektion

Ein großes Problem der atopischen Dermatitis ist der äußerst heftige Juckreiz an den betroffenen Körperstellen. Denn dieser verleitet Patienten zum Kratzen, wodurch sich die Beschaffenheit der Haut verschlechtert. Durch die Kratzspuren haben Bakterien wie Staphylokokken oder Viren wie das Herpes-Simplex-Virus ein leichtes Spiel, in die verletzte Haut einzudringen und dort eine Superinfektion hervorzurufen.

Staphylokokken rufen eine starke Abwehrreaktion des Immunsystems hervor. Diese zeigt sich durch eine deutliche Verschlechterung des atopischen Ekzems mit nässenden Ausschlägen, Pusteln und Krusten. Herpes-Viren hingegen können bei Säuglingen und Kleinkindern zu einer generalisierten Herpesinfektion führen, die lebensbedrohlich werden kann. In kurzer Zeit breiten sich nässende Ekzeme über die gesamte Haut aus. Oft zeigt sich die Erkrankung mit hohem Fieber und einem sehr schlechten Allgemeinzustand. Ein solches Ekzema herpeticatum ist ein Fall für das Krankenhaus und muss mit Medikamenten intravenös behandelt werden.

4. Therapie einer Neurodermitis

Heilbar ist das atopische Ekzem nicht, aber es stehen dir verschiedene Möglichkeiten zur Therapie deiner Hautsymptome zur Verfügung. Eine der wichtigsten Grundlagen der Behandlung ist die richtige Hautpflege mit entsprechenden Cremes und Salben. Das Ziel der Therapie ist es, die Hautbarriere zu stärken und den Allgemeinzustand der atopischen Haut zu verbessern.

Während eines akuten Schubs reichen die pflegenden Maßnahmen manchmal leider nicht aus. Um Beschwerden wie Rötungen, Schuppen, Juckreiz in den Griff zu bekommen, ist die schulmedizinische Therapie gefragt. Sie legt den Fokus auf eine medikamentöse Behandlung mit Kortison und Antihistaminika. Es gibt aber auch eine 4-Stufen-Therapie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG), die wir kurz vorstellen möchten.

4.1 Medikamente: Kortison, Antihistaminika und Ichthyol

Für eine äußere Behandlung kommen im Rahmen einer medikamentösen Therapie Cremes und Salben mit Kortison zum Einsatz, die eine entzündungshemmende Wirkung entfalten. Kortisonhaltige Cremes kommen meistens in der akuten, entzündlichen Phase der Neurodermitis zum Einsatz, denn sie versprechen schnelle Linderung beim akuten Schub. Im chronischen Stadium empfehlen Dermatolog:innen oft die Anwendung von Kortisonsalben oder –cremes als Prophylaxemaßnahme, um einen nächsten Schub vorzubeugen.

In Form von Tabletten werden Kortisonpräparate bei besonders schweren Formen der Neurodermitis eingesetzt. Da kortisonhaltige Cremes mit Nebenwirkungen einhergehen, sollte die Dauer der Anwendung kurzfristig sein. Zu den Nebenwirkungen auf der Haut gehören z. B. eine Hautverdünnung mit spinnennetzartig erweiterten Äderchen, Haarwurzelentzündungen, leichte Pigmentstörungen und eine vermehrte Bildung von Dehnungsstreifen (Schwangerschaftsstreifen).

Medikamente wie Antihistaminika finden bei Allergien und beim atopischen Ekzem Anwendung, um den ausgeprägten Juckreiz zu stillen und die Haut zu beruhigen. Antihistaminika blockieren die Histaminrezeptoren und schwächen damit die Wirkung von Histamin ab, das bei allergischen Reaktionen freigesetzt wird. Die Wirkung von Antihistaminika setzt schnell ein. Tritt der Juckreiz akut und heftig auf, sollten Antihistaminika etwa eine Woche eingenommen werden. Im chronischen Stadium der Neurodermitis können sie auch über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.

Hilfreich in der akut-entzündlichen Phase der atopischen Dermatitis könnte auch eine Creme mit Ichthyol sein. Es handelt sich dabei um einen gut verträglichen Wirkstoff, der aus natürlichem Schiefergestein gewonnenen wird. Ichthyol entfaltet eine antientzündliche Wirkung und lindert Juckreiz, wodurch auch dem Kratzen etwas entgegengesetzt werden kann. Im Gegensatz zu Kortison kann eine Creme mit Ichthyol auch über längere Zeit angewendet werden.

4.2 UV-Phototherapie bei Neurodermitis

Eine Lichttherapie bzw. UV-Phototherapie hat sich zur Behandlung eines mittelschweren bis schweren atopischen Ekzems bewährt. Bei der Therapie kommen UV-A- und UV-B-Strahlen zum Einsatz, die auch im natürlichen Sonnenlicht vorkommen. Die UV-Strahlen wirken auf die obersten Hautzellen und unterstützen die Haut bei der Regeneration. Die Symptome der Neurodermitis verbessern sich dadurch und die positive Wirkung auf die Haut hält auch längere Zeit nach der Behandlung an. Etwa 30 bis 50 Sitzungen werden im Durchschnitt durchgeführt. Die Lichttherapie sollte aber nur bei Patienten ab dem 12. Lebensjahr angewendet werden.

4.3 Vier-Stufen-Therapie der DDG bei Neurodermitis

Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft hat eine Leitlinie mit einem 4-Stufen-Therapie für Patienten mit Neurodermitis erstellt. Die Behandlung richtet sich dabei nach der Schwere des atopischen Ekzems:

  • Stufe 1: Diese Stufe ist die leichteste Form der atopischen Dermatitis. Hier steht eine trockene Haut im Vordergrund. Zur Hautpflege werden wirkstofffreie, rückfettende Cremes oder Ölbäder empfohlen. Die Temperatur des Badewassers sollte 35° Celsius nicht überschreiten, das zu heißes Wasser die Haut weiter austrocknet.

  • Stufe 2: Patienten mit einem atopischen Ekzem zeigen in Stufe 2 eine trockene bis schuppige Haut, die auch gerötet sein kann und leichte Ekzeme mit einer Hautverdickung und Knötchenbildung zeigt. Begleitet werden die Symptome von einem Juckreiz. Für die Behandlung werden Cremes mit Kortison empfohlen sowie eine Lichttherapie.
  • Stufe 3: In dieser Stufe treten mittelschwere Ekzeme mit mäßigen bis starken Juckreiz auf. Charakteristisch sind zudem Hautverdickungen und Knötchenbildung. Behandelt werden die Hautausschläge mit entzündungshemmenden Cremes, die Kortison enthalten. Auch antiseptische Mittel gegen Bakterien sowie eine Lichttherapie können unterstützend angewendet werden.

  • Stufe 4: Das atopische Ekzem ist in dieser Stufe sehr ausgeprägt und nässend. Der stark gerötete Hautausschlag geht mit einer deutlichen Hautverdickung, Knötchen- und Krustenbildung einher und auch der Juckreiz ist sehr stark ausgeprägt. Die Behandlung der Stufe 4 beinhaltet alle Empfehlungen der anderen drei Stufen. Bei der schwersten Form wird zudem eine innerliche Behandlung mit Kortison durchgeführt.

5. Die richtige Hautpflege bei atopischer Haut

Was genau wird aber eigentlich unter atopischer Haut verstanden? Dermatolog:innen verstehen darunter die Bereitschaft der Haut, auf Allergene und Stoffe überempfindlich - also allergisch – zu reagieren. Ist die Schutzbarriere der Haut gestört, können Allergene, Schadstoffe und Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren in unseren Körper eindringen und dort allergische oder infektiöse Reaktionen auslösen.

Da der Schutzfilm der Haut aus Wasser, Fetten, Salzen und Talgdrüsensekreten besteht, geht durch eine geschädigte Hautbarriere Feuchtigkeit verloren. Typisch für Patienten mit Neurodermitis ist eine sehr trockene Haut. Die richtige Hautpflege zur Unterstützung der Hautschutzbarriere ist daher auch das A und O beim atopischen Ekzem. Während der Schübe ist die Haut “offen” und nässt. In dieser Phase braucht die Haut eine Hautpflege auf Wasserbasis, die Feuchtigkeit spendet. Zwischen den Schüben ist die Haut dann wieder trocken und freut sich über eine fettreichere Pflege.

Generell führt jeder Hautkontakt mit Wasser, Cremes und anderen Pflegeprodukten zu einer weiteren Austrocknung der ohnehin trockenen Haut. Die Basis deiner Hautpflege sollte so einfach sein, wie es nur geht und möglichst wenige Inhaltsstoffe enthalten – also eine schön kurze INCI-Liste haben. Verwende möglichst wenig Pflegeprodukte – ein wilder Mix aus unterschiedlichen Cremes, Reinigungslotionen oder Peelings ist nicht geeignet für eine atopische Haut, denn sie benötigt vor allem eines: Ruhe.

Bei der Reinigung und Pflege deiner Haut solltest du einige Faktoren berücksichtigen und auf bestimmte Wirkstoffe achten:

  • Hautpflegeprodukte sollten möglichst keine Duft- und Konservierungsstoffe sowie Mineralöl enthalten.
  • Harnstoff (Urea) und Glycerin in der Hautpflege sowie Öl-in-Wasser-Emulsionen sorgen für eine längere Feuchtigkeit, schützen vor Austrocknung und Schuppenbildung. 10 Prozent Urea in Cremes kann zudem den Juckreiz effektiver lindern.
  • Linolsäure (Omega-6-Fettsäuren) steckt in pflanzlichen Ölen. Nachtkerzenöl, Hanföl, Schwarzkümmelöl wirken bei Neurodermitis entzündungshemmend.
  • Squalan – ein durchsichtiges, völlig geruchsneutrales Öl - versorgt trockene Haut mit Feuchtigkeit.
  • Hautpflege mit Ceramiden und Lecithin spenden Feuchtigkeit und helfen, die Hautbarriere zu stärken.
  • Eine Creme aus Meersalz enthält Meeresschlick und Mineralien wie Jod-, Magnesium- und Bromsalze. Sie spendet Feuchtigkeit, unterstützt die Hautschutzbarriere und macht raue Haut weicher.
  • Fettreiche Cremes und Salben nach dem Waschen und Baden auf die noch feuchte Haut auftragen.
  • Möglichst wenig Baden oder Duschen. Duschen schützt die Haut mehr vor dem Austrocknen als Baden.
  • Die Wassertemperatur sollte 35 ° Celsius nicht überschreiten. Heißes Wasser trocknet die Haut stärker aus.
  • Chlorhaltiges Wasser in Schwimmbädern sollte auch möglichst vermieden werden.

5.1 Kälteanwendungen im akuten, entzündlichen Stadium

Patienten, die unter einer atopischen Dermatitis leiden, empfinden kühle Anwendung während eines akut-entzündlichen Schubs als sehr angenehm und wohltuend. Mit kalten Waschungen oder kalten Umschlägen (z. B. mit Eichenrinde oder Bittersüß) kann der Juckreiz gelindert und die Entzündung gehemmt werden. Warme Bäder und heiße Duschen sollten im Akutstadium vermieden werden. Wärme kann den lästigen Juckreiz verstärken und die Haut zusätzlich austrocknen.

Im nicht-entzündlichen Stadium der Neurodermitis können Ölbäder reizlindernd wirken. Achte aber darauf, dass das Bad eine Wassertemperatur von maximal 35° Celsius nicht überschreitet.

6. Vorsicht: Diese Stoffe sind Gift für die Hautschutzbarriere

Die Hautpflege bei einer Neurodermitis sollte darauf abzielen, dass die Schutzbarriere der Haut unterstützt wird und sich ein besseres Hautgefühl einstellt. Nicht geeignet sich Hautpflegeprodukte, in denen Paraffin (INCI), Emulgatoren und Silikone enthalten sind. Finger also weg von Cremes auf Mineralölbasis, denn sie legen sich zwar als hautfremde Stoffe auf unsere Haut, verringern aber nur kurzfristig einen Wasser- und Feuchtigkeitsverlust. Auch wenn sich die Haut für eine gewisse Zeit weich und angenehm anfühlt, kann sich die darunter liegende Hautschutzbarriere nur verlangsamt regenerieren und aufbauen. Verwende lieber silikonfreie, mineralölfreie und emulgatorfreie Hautpflege.

7. Tipps für den Alltag bei Neurodermitis

Was aber kannst du noch im Alltag berücksichtigen, um Triggerfaktoren zu vermeiden und die Symptome einer atopischen Dermatitis möglichst nicht auszulösen? Bist du unsicher, was deine Trigger anbelangt, kannst du mithilfe eines Tagebuchs die Auslöser erforschen. Diese Tipps können dir im Alltag helfen:

  • Richtige Kleidung: Schwitzen ist ein Trigger! Bevorzuge daher atmungsaktive Kleidung, um einen Wärmestau zu vermeiden, der uns wiederum schwitzen lässt. Baumwolle ist übrigens besser als Wolle. Mohairwolle scheuert auf der Haut und ruft Juckreiz hervor.
  • Rund um den Wohnraum: Die Raumtemperatur sollte bei einer Neurodermitis nicht zu warm und trocken sein. Die empfohlene Luftfeuchtigkeit liegt bei 55 Prozent und die ideale Raumtemperatur im Schlafzimmer bei 18° Celsius. Bettwärme verschlimmert den Juckreiz. Daher empfiehlt es sich, dünne Bettwäsche zu verwenden. Haustiere sollten sich ebenfalls nicht in den Wohnräumen aufhalten.
  • Stress und Schlafstörungen: Beides kann ebenfalls den Hautzustand verschlechtern. Mit Entspannungsmethoden (Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Yoga, Achtsamkeit) kannst du für mehr Ruhe und einen besseren Schlaf sorgen.
  • Richtige Ernährung: Bestehen Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien auf bestimmte Nahrungsmittel, solltest du auf den Verzehr verzichten. Bevorzuge am besten naturbelassene Nahrungsmittel ohne Farb-, Zusatz- und Konservierungsstoffe. Milchprodukte, Nüsse und Schalentiere gehören oft zu den Triggern, die einen Schub auslösen können.
  • Allergene, Alkohol und Nikotin: Allergenen wie Pollen, Gräsern und Tierhaaren möglichst aus dem Weg gehen. Patienten mit Neurodermitis sollten auch auf den Konsum von Genussmitteln wie Alkohol oder Nikotin reduzieren oder am besten ganz darauf verzichten.
  • Bewegung an der frischen Luft: Spaziergänge, Radfahren oder Walken an der frischen Luft wirken sich positiv auf die Psyche und das Wohlbefinden aus.
  • Der perfekte Urlaubsort: Aufenthalte am Meer und in den Bergen sind hautfreundliche Klimaregionen, die sich daher hervorragend eignen und sich positiv auf die Haut bei Neurodermitis auswirken.