Interview mit OroVerde

Interview mit OroVerde

Achtsamkeit bedeutet für uns auch achtsam mit unserer Umwelt umzugehen. Im Einklang mit der Natur leben – das ist für uns ein ganzheitliches Projekt.

Dabei haben wir mit der Tropenwaldstiftung OroVerde eine großartige Partnerin an unserer Seite. Mit jeder Bestellung unterstützen wir von MICARAA mit 1€ die Aufforstung und Pflege des Regenwalds, sowie die Aufklärung zu diesem Thema vor Ort.

In unserem gemeinsamen Interview mit OroVerde erfahren wir was es bedeutet Bäume im Regenwald zu pflanzen und zu pflegen bis sie fester Bestandteil des Waldes werden und wie du helfen kannst auch ohne zu spenden.

      1.  
      2. 1. Wie lange gibt es die Tropenwaldstiftung OroVerde und was genau macht ihr eigentlich?

  1. Seit mehr als 30 Jahren setzt sich OroVerde für weltweit intakte Tropenwälder ein. In Tropenwaldschutzprojekten verknüpfen wir Naturschutz und Entwicklungszusammenarbeit, damit Waldschutz und nachhaltige Entwicklung Hand in Hand gehen. In der Bildungsarbeit und durch Wissensvermittlung zeigen wir, was Bürger*innen, Politik und Wirtschaft zum Schutz der Regenwälder beitragen können und stoßen einen Wandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft an. Durch Handlungsempfehlungen und Kampagnen nehmen wir Einfluss auf politische Rahmensetzungen und Gesetzgebungen zum Schutz der tropischen Wälder. Dabei sind wir politisch unabhängig, gemeinnützig anerkannt und tragen als eine der ersten Umweltorganisationen deutschlandweit das DZI-Spendensiegel.

      1.  
      2. 2. Wo werden unsere Bäume gepflanzt?

  1. Unsere Pflanzungen finden immer im Zuge unterschiedlicher Projekte statt, immer dann, wenn das Bäumepflanzen einen sinnvollen Beitrag zum Erhalt oder zur Regeneration des Regenwaldes leisten kann. Derzeit pflanzen wir in unterschiedlichen Projekten in den Ländern Guatemala, Kuba, Haiti, Venezuela, Mexiko, Honduras und der Dominikanischen Republik Bäume. Durch diese Verzahnung des Bäumepflanzens mit anderen Maßnahmen können wir sicherstellen, dass die Regenwälder möglichst umfassend geschützt werden und dass die Bäume vor Ort sehr viele verschiedene Funktionen erfüllen.


          1. 3. Habt ihr eigene Mitarbeiter in den Regenwaldgebieten oder wer pflanzt die Bäume?
          2.  
    1. In all unseren Tropenwaldschutzprojekten arbeiten wir gemeinsam mit internationalen Partnerorganisationen vor Ort. Die Baumpflanzaktionen werden dann von unseren Partnerorganisationen betreut und der Gemeinde vor Ort gepflanzt. Das hat den Vorteil, dass wir die Zivilgesellschaft - also Naturschutzorganisationen - vor Ort stärken, sodass sie die Maßnahmen in Zukunft möglichst selbstständig weiterführen können. Zudem werden lokale Fachkräfte eingestellt, die in den Gemeinden wiederrum sehr gezielt arbeiten können, weil sie die kulturellen Hintergründe kennen und die lokale Sprache sprechen. Unsere Mitarbeitenden hier in Deutschland unterstützen die Partnerorganisationen sehr eng – auch vor der Pandemie gehörten Telefonkonferenzen mit mehreren Ländern schon zu unserem Arbeitsalltag - und besuchen die Projekte mindestens einmal im Jahr.

  1. 4. MICARAA unterstützt euch beim Thema Bäumepflanzen. Welche Projekte geht ihr noch an?

Unsere Projekte sind sehr vielfältig, weil wir immer sehr gezielt schauen, warum der Regenwald in einer Gegend gefährdet ist und wie wir ihn ganz gezielt schützten können. Es gibt acht verschiedene Arbeitsschwerpunkte in unseren Projekten in den Tropen

  • Artenvielfalt, Wald und Wasser schützen
  • Klima schützen und Risiken mindern
  • Waldschonende Einkommen und regionale Entwicklung
  • Ernährung und Wasserversorgung
  • Organisation und Selbstverwaltung fördern
  • Bildung und Aufklärung
  • Indigene, Frauen und Jugend fördern
  • Politische Arbeit und gesetzliche Rahmen

Zum Beispiel haben wir ein Jugendprojekt in der Sierra de Lacandon in Guatemala und ein weiteres für junge Indigene in Ecuador und Peru, in denen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sehr gezielt ihre Ideen und Vorstellungen, wie sich die Regenwälder schützen lassen, einbringen können. Sie können sich zudem weiterbilden und so wichtige berufliche und persönliche Perspektiven für die Zukunft erarbeiten.

Ein ganz zentraler Hebel ist daneben auch die nachhaltige regionale Entwicklung vor Ort und eine angepasste, nachhaltig wirksame und vor allem regenwaldfreundliche Landwirtschaft. Darunter fallen beispielsweise Imkerei-Schulungen oder auch Anbau und Vermarktung von Kakao, Kaffee und anderer Produkte in biodiversen und regenwaldschonenden Agroforstsystemen. Das machen wir beispielsweise in der Dominikanische Republik, in Guatemala, Venezuela oder Suriname.

In Kuba unterstützen wir unsere lokalen Partner bei der Verwaltung und dem Management des Alexander von Humboldt-Nationalpark, an dessen Gründung wir im Jahr 1996 auch maßgeblich beteiligt waren. Mit diesen und anderen, vielfältigen Projekte mit unterschiedlichen Schwerpunkten stellen wir sicher, dass die Regenwälder auf ganz verschiedenen Ebenen geschützt werden.

Neben den Projekten in den Tropen setzen wir uns aber auch hier in Deutschland für mehr Regenwaldschutz ein. Einerseits haben wir fortlaufend Bildungsprojekte, in denen wir Unterrichtseinheiten für die Schule entwickeln und so das Thema Regenwaldschutz in den Köpfen der jungen Generation verankern können. Andererseits fördern wir Verbraucheraufklärung, beteiligen uns an öffentlichkeitswirksamen Kampagnen und setzen uns bei den relevanten politischen Entscheidungstragenden für mehr Regenwaldschutz ein. Denn der Regenwaldschutz muss auf sehr vielen verschiedenen Ebenen passieren.

        1. 5. Wie stellt ihr sicher, dass alle Bäume gepflanzt werden? Und überleben alle gepflanzten Bäume?
        2.  
  1. Je artenreicher die Baumpflanzungen, desto stabiler wird das ganze System. Schädlinge breiten sich nicht so leicht aus und die unterschiedlichsten Tier- und Pflanzenarten können den neuen Lebensraum besiedeln. Damit die gepflanzten Bäume eine positive Wirkung für den Regenwald- und Klimaschutz haben, müssen die Wiederaufforstungsflächen geschützt werden. Oftmals erfüllen die kleinen Bäumchen aber noch weitere Funktionen, wie Nutzbäume in der Landwirtschaft oder als Energiewald zur Deckung des Brennholzbedarfs. Für diese Bäume brauchen wir dann einen nachhaltigen Managementplan, damit die Maßnahme möglichst große Wirkung zeigt. Am besten wirken eigentlich alle Maßnahmen im Regenwaldschutz, wenn die lokale Bevölkerung langfristig von ihnen profitiert. Und wenn wir Schutzmaßnahmen gegen bestehende Risiken wie Waldbrände oder Starkregen direkt in der Planung berücksichtigen – denn in Zeiten des Klimawandels sind solche Ereignisse ja leider keine Seltenheit mehr.

    Wenn wir Bäume pflanzen, gehen wir folgendermaßen vor: Zuerst muss eine geeignete Fläche gefunden werden. Das ist oft ein langwieriger, aufwändiger Prozess, denn es soll ja nicht zu negativen Auswirkungen vor Ort kommen, weil die Besitzrechte nicht richtig geklärt sind. Zeit, Geld und Fläche benötigt auch das Heranziehen der Baumsetzlinge in Baumschulen, die in unseren Gemeinden oftmals direkt von den Menschen vor Ort betrieben werden. Als nächstes müssen die Setzlinge zu den Flächen transportiert und dort gepflanzt werden. Doch nicht jeder Baum kann überall wachsen und nicht jede Brachfläche kann sofort bepflanzt werden. Die Pflanzungen werden von den Menschen in den Gemeinden ehrenamtlich durchgeführt. Danach folgen einige Jahre der Pflege, die am Anfang sehr intensiv ist, bis die jungen Setzlinge groß genug sind, um sich gegen Gräser oder Schlingpflanzen und Tierverbiss zu behaupten. Und langfristig müssen die Flächen kontrolliert und geschützt werden. Bäumepflanzen ist zusammenfassend keine schnelle, einfache und kostengünstige Maßnahme und erfordert viel Engagement von den Menschen vor Ort.

  1. 6. Wie viel Zeit muss in einen Baum investiert werden, damit er überlebt?

Es ist total natürlich, dass sich auf einer Fläche einige Arten und Exemplare schneller durchsetzen als andere. Das hängt auch von verschiedenen Faktoren, wie Bodenbeschaffenheit oder Wasserversorgung etc. ab. Bei den Baumpflanzungen planen wir mit ein, dass die kleinen Setzlinge mindestens 3 Jahre gepflegt werden, damit die Setzlinge gut heranwachsen. In diesem Zeitraum wird Unkraut entfernt, damit die jungen Setzlinge nicht überwuchert werden. Nach einiger Zeit ist es aber wichtig, dass der Eingriff des Menschen reduziert wird und das Gebiet sich natürlich regenerieren kann. Daher werden die Flächen nach einiger Zeit nicht mehr gepflegt – es sind ja keine Plantagen. Weil wir von OroVerde aber nicht isoliert Bäumepflanzen, sondern immer eingebettet im Zuge anderer Projekte, sind wir weiterhin vor Ort aktiv und die jungen Setzlinge profitieren so von anderen Schutzmaßnahmen. Beispielsweise wenn ehrenamtliche Feuerbrigaden die Gebiete kontrollieren, Brandschneisen anlegen oder die Bevölkerung darüber aufklären, wie sich Waldbrände verhindern lassen.

  1. 7. Wie lange dauert es bis die Bäume groß & stark sind? Hier bei uns dauert es sehr lange bis ein Baum „ausgewachsen“ ist?

Das Besondere an Regenwaldbäumen ist, dass sie in Regionen wachsen, die keinen Winter kennen. Das heißt, sie wachsen das ganze Jahr – und daher schneller und größer als bei uns in Europa. Daher binden die Regenwälder schneller mehr Kohlenstoff in ihrer Biomasse als die Wälder hier bei uns.

Wie lange ein Regenwaldbaum braucht, um zu wachsen, hängt von seinem Standort ab. Zum Beispiel davon, ob es dort genug Platz und vor allem Licht gibt. 70 Meter sind die größten Bäume, die sogenannten Überständer, die das Kronendach überragen. Nur sehr wenige Überständer wachsen höher, zum Beispiel Flügelfruchtbäume. Wenn alle Bedingungen gut sind, wachsen diese Bäume ein bis zwei Meter im Jahr. Wenn man den Mittelwert von 1,50 Meter pro Jahr nimmt, braucht der Baum im Durchschnitt etwa 46 Jahre, um 69 Meter zu erreichen. Aber natürlich pflanzen wir ja möglichst artenreich und damit auch Baumarten, die viel kleiner bleiben, wie Kakaobäume etc.

  1. 8. Wie viel CO2 speichert ein gepflanzter Baum?

Je nach Baumart, Boden, Standort, Wachstum, Alter, Gesundheit und Nährstoffversorgung speichert jeder Baum unterschiedlich viel Kohlenstoff. Das ist einfach nachzuvollziehen: Je mehr Biomasse ein Baum gerade bildet, desto mehr Kohlenstoff baut er ein, indem er es aus der Luft zieht. Denn Kohlenstoff ist ein wesentlicher Bestandteil von Zellulose, der Baum braucht ihn also. Ein kleiner Baum hat noch relativ wenig Biomasse und bindet weniger Kohlenstoff als ein mittelgroßer Baum im vollen Wachstum. Ein Baum auf nährstoffreichem, frischem Boden wächst wiederum stärker, als einer auf kargem, trockenen Boden. Ein stark wachsender Baum entzieht der Luft logischerweise in kurzer Zeit mehr Kohlenstoff als ein langsam wachsender Baum.

Aber Achtung: wenn wir nur mit dem Ziel Bäumepflanzen, Kohlenstoff zu binden, kann das auch negative Auswirkungen für die Umwelt haben. Eukalyptus ist beispielsweise eine sehr beliebte Baumart, da Eukalyptus sehr schnell wächst und damit viel Holz liefert und dabei Kohlenstoff bindet. Gleichzeitig benötigen Eukalyptusbäume aber auch sehr viel Wasser und können damit den Grundwasserspiegel einer Region negativ beeinflussen. Und sie sind natürlich in vielen Regionen der Erde nicht heimisch. Auch solche Faktoren müssen bei der Planung von Pflanzungen genau abgewägt werden.  

Um zur eigentlich Fragen zurückzukommen: Eine allgemeine Aussage, wie viel CO2 ein Baum speichert, ist nicht möglich. Aus diesem Grund geben wir auf unserer Website nur Durchschnittswerte an. So zeigen Studien, dass ein Hektar tropischer Primärwald – also ein ursprünglicher, gesunder Wald – in den Stämmen, Ästen und Blättern der Bäume, sowie dem Boden, bis zu 200 Tonnen Kohlenstoff speichert. Dies entspricht in etwa 734 Tonnen CO2. Daher ist die beste Klimaschutzmaßahme, den ursprünglichen Regenwald zu schützen – und das ist ja unser Hauptziel bei OroVerde.

Das Besondere in den Tropen, wie eben bereits erwähnt: Dadurch, dass kein Winter die Wachstumsphase durchbricht, wachsen die Bäume besonders stark und schnell. Schon nach 6 Jahren steht man in einem kleinen Wald, der deutlich mehr Kohlenstoff gespeichert hat, als ein gleich alter Wald in unseren Breitengraden. Das macht Wiederaufforstung aus Klimaschutzgründen in den Tropen besonders attraktiv und unsere Aufforstungsprojekte besonders wertvoll.

  1. 9. Was kann man selbst tun, um den Regenwald zu schützen neben Spenden an Stiftungen wie euch? Gibt es irgendwelche einfachen Tipps für jeden?

Erstmal ist es ganz wichtig, sich bewusst zu machen, wie wichtig die Regenwälder für unsere Erde sind und wie stark sie derzeit zerstört werden. Wenn jede*r darüber sich informiert, darüber redet und Aufmerksamkeit schafft, haben wir schon ganz viel an Bewusstsein und Verständnis geschaffen.

Nun ist es aber so, dass wir in Europa tatsächlich einen sehr großen Hebel haben, die Regenwälder zu schützen. Denn wir alle konsumieren tagtäglich Produkte, die aus den Tropen stammen – Kaffee, Kakao, Soja, Palmöl, seltene Erden wie Gold in unseren Handys und so weiter. Als Kundin und Kunde können wir alle durch einen sehr bewussten Einkauf zum Schutz der Regenwälder beitragen und zugleich den produzierenden Unternehmen zeigen, dass wir Änderungen hin zu mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit wollen. Denn rund 75 Prozent der weltweiten Entwaldung sind auf die Umwandlung von ursprünglichen Wäldern in landwirtschaftliche Nutzflächen zurückzuführen. Oft sind es großflächige industrielle Monokulturen, die den weltweiten Markt beliefern und deren Produkte in unserem Einkaufswagen landen, wenn wir nicht aufmerksam sind. In dem wir auf Siegel achten, uns über entwaldungsfreie Lieferketten informieren und wenn möglich oft regional und saisonal einkaufen, können wir viel verändern. Wir müssen unser Konsumverhalten grundsätzlich überdenken und anpassen, wir müssen nachhaltig leben im Alltag. Auf unserer Website haben wir hier ganz viele unterschiedliche Verbrauchertipps zusammengefasst www.oroverde.de/verbrauchertipps.  

Auch politisch muss sich einiges ändern, denn Gesetzgebungen, Steuern und Anreizsysteme schaffen Strukturen, die nachhaltiges Wirtschaften erschweren oder begünstigen. Auch hier kann jede*r aktiv mitwirken und den Schutz der Tropenwälder voranbringen, indem er*sie Kampagnen, Petitionen und Demonstrationen teilnimmt und bei der nächsten politischen Wahl Umwelt- und Klimaschutzziele priorisiert.

  1. 10. Kann euer Projekt nur von Unternehmen unterstützt werden oder kann man auch als Privatperson spenden?

Selbstverständlich kann sich jede*r für den Regenwaldschutz engagieren und wir freuen uns sehr über weitere Mitstreiter*innen. Spenden kann man bei uns online auf unserer Website oder ganz klassisch per Banküberweisungen und zwar einmalig oder regelmäßig. Zu Hochzeiten, Geburtstagen oder Jubiläen gibt es die schöne Möglichkeit, bei uns auf der Website oder über Facebook und Instagram eine Aktion ins Leben zu rufen und sich Spenden für den Regenwald zu wünschen. Auch Urkunden bieten wir an, mit denen man Regenwaldschutz verschenken kann. Meldet euch sehr gerne bei uns, wenn ihr Fragen zu unserer Arbeit habt und wie man uns unterstützen kann www.oroverde.de